Kreissägen, Kleindumper und mittendrin ein Pylon
Teergeruch liegt in der Luft. Zwei mächtige Dampfwalzen rollen in Zeitlupe über den beim Zentrum Witikon frisch verlegten Asphalt. Daneben frisst sich eine Kreissäge kreischend durch ein altes Trottoir. Ein Kleindumper voller Bauschutt knattert vorbei und steuert einen Container an.
Das Zentrum Witikon ist eine Grossbaustelle, was offenbar die langjährigen Stammkunden nicht weiter stört, welche an diesem heissen Mittwochvormittag im August stoisch ihre Einkäufe tätigen. Mehrere Securitas-Mitarbeiter funken untereinander lauthals und gestikulieren schwitzend. Sie versuchen, den Strassenverkehr Richtung Parkhaus zu bündeln, die Fussgänger in sicherer Distanz zu den Bauarbeiten zu halten und dabei die in regelmässigen Intervallen anrollenden VBZ-Busse nicht allzu sehr zu behindern. Fünf Buslinien stoppen direkt vor dem Zentrum Witikon bei der Haltestelle Carl-Spitteler-Strasse. Der perfekte Ort also, um mit einem fünf Meter hohen Pylon auf das Zentrumsangebot aufmerksam zu machen.
Wenige Meter neben der Bushaltestelle kniet Neoprop-Montagechef Jürgen van de Meeberg auf einem Sockel aus Beton und kriegt vom lauten Durcheinander nicht viel mit. Sein Blick geht nach oben, wo er mit zusammengekniffenen Augen am Kran Mass nimmt. «Wir haben richtig gemessen», sagt er mit einem Lächeln. «Der Arm des Krans reicht genau bis hier, wo der Pylon hin muss. Wir müssen die vorsorglich mitgebrachte Hebebühne nicht einsetzen.»
Die Montage und Inbetriebnahme eines Pylons gehört bei den langjährigen Monteuren von Neoprop zu den Routinearbeiten. Da sitzt jeder Arbeitsschritt. Dazu gehören das Nivellieren des Sockels mittels Wasserwaage, das Platzieren, Festschrauben, Verkabeln, Inbetriebnehmen und nicht zuletzt die zusätzlichen Folienarbeiten, die teilweise erst vor Ort gemacht werden.
Montage mitten auf einer Grossbaustelle mit geöffneten Geschäften
Unüblich an der Installation in Witikon ist die Montage mitten auf einer Grossbaustelle bei geöffneten Geschäften. «Jeder Umsetzungsschritt bei der Beschriftung wird mit dem Bauleiter im Voraus geplant und erst dann vollzogen, wenn es Sinn macht», erklärt Neoprop-Geschäftsführerin Monika Tessaro. Modernisierungswünsche mit denkmalschützerischen Überlegungen des 70er-Jahre-Zentrumsbaus zu kombinieren, war in Witikon in Sachen Beschriftung eine Herausforderung. «Für Behördenanträge braucht es eine gute Dokumentation, eine realistische Zeiteinschätzung bei Bewilligungsverfahren und entsprechende Geduld.» Monika Tessaro füllt inzwischen mehrere Ordner mit Planungsunterlagen für das Zentrum Witikon. Sie begleitet das umfassende Beschriftungskonzept von A bis Z und setzt es mit ihrem Team schrittweise um. «Eine grossartige Aufgabe. Ich finde es immer wieder schön zu sehen, was wir gemeinsam über die Jahre erarbeitet haben.»
In Witikon zeigt Montagechef Jürgen van de Meeberg Richtung Hauptgebäude. «Den Schriftzug für das Zentrum Witikon haben wir bereits im Frühling an die Oberkante von insgesamt zwei Gebäudefassaden montiert. Einer steht noch aus.» Inzwischen hat sich rundherum einiges getan. Die Baufortschritte sind sichtbar. In einem der nächsten Schritte wird er mit seinem Team Schaukästen montieren. «Bis dahin müssen aber einige Baugerüste weggeräumt sein.» Die Gesamtsanierung wird sich indessen noch bis ins Jahr 2019 hinziehen.
Der Lastwagen mit dem Pylon an Bord ist inzwischen eingetroffen. Plötzlich geht es schnell. Maximal zehn Minuten hat der Baustellen-Kranführer Zeit, um den fünf Meter hohen und rund 600 Kilo schweren Pylon aus dem LKW zu heben und hochkant auf den Sockel neben der Bushaltestelle zu platzieren. Rasch legt der LKW-Chauffeur die Hebegurten um die wertvolle Ladung. Die Finger des Kranführers nesteln virtuos über die Klaviatur seiner Fernbedienung. Breitbeinig steht er wenige Meter neben dem Sockel und lädt seine Fracht sanft, in Millimeterarbeit und exakt an seinem Bestimmungsort ab, von wo das Montageteam übernimmt. Die Stahlträgerkonstruktion mit Aluminiumhaube und Plexiglas ist in Klarsichtfolie eingepackt und wird es auch bleiben, bis der Pylon fest verschraubt ist. Er wird im Rahmen des gesamten Beschriftungskonzepts seinen Beitrag dazu leisten, dass das Zentrum Witikon 2019 in neuem Glanz erstrahlt.